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Falscher und echter Mehltau
Bis heute keine Lösung
Neben der Reblaus ist das Einschleppen des falschen und des echten Mehltaus die grösste Herausforderung für den Weinbau im 19. und 20. Jahrhundert. Für die Eindämmung des Mehltau-Pilzes gibt es bis heute keine wirklich befriedigende Lösung.
Falscher und echter Mehltau sind im ökologischen Weinbau die am schwierigsten zu bekämpfenden Pilzkrankheiten und erschweren die Minderung des Kupfereinsatzes im Weinbau erheblich. Die grösste Gefahr durch den Pilz besteht im Befall der Gescheine und der jungen Beeren sowie des Stielgerüstes. Alle Sorten der Europäer-Reben sind anfällig und besitzen keine oder nur sehr geringe Abwehrkraft gegen diesen Pilz. Amerikaner-Reben und interspezifische Kreuzungen weisen unterschiedlich starke Resistenzen oder Widerstandskraft auf.
Falscher Mehltau
Vom Pilz können alle grünen Rebteile wie Blätter, Triebspitzen, Gescheine, Traubengerüst und junge Beeren befallen werden. Der Befall mit Peronospora zeigt sich zuerst am Laub durch die Bildung der zunächst gelblichen, dann verbräunenden sogenannten Ölflecken. Bei feuchtwarmer Witterung entsteht ein weisser Pilzrasen auf der Blattunterseite. Stark befallene Blätter werden abgeworfen. Werden die Gescheine befallen, überzieht sie ebenfalls ein Pilzrasen, sie verfärben sich gelblich-braun und verkümmern. Erbsengroße Weinbeeren verfärben sich bei Befall violett und trocknen ein (Lederbeeren). Weiter entwickelte Beeren werden nicht mehr befallen.
Echter Mehltau
Im Frühjahr sind häufig gestauchte Zeigertriebe mit weiss-grauem, abwischbarem Pilzbelag auf den Blättern zu erkennen. Der Belag entsteht zunächst an der Unter-, später auch an der Oberseite der Blätter sowie an allen anderen grünen Pflanzenteilen. Echter Mehltau befällt Gescheine und Trauben. Die Gescheine fallen ab, frühzeitig infizierte Beeren trocknen ein. Werden etwa erbsengrosse Beeren befallen, platzen sie auf, und die Beerenhaut verhärtet sich, während das Fruchtfleisch noch weiter wächst. Aus den geplatzten Beeren treten die Samen hervor, weshalb die Krankheit auch als Samenbruch oder Kernbruch bezeichnet wird. Die Beeren sind sauer, faulen und sind unbrauchbar. Befallenes Holz ist dunkelbraun gefleckt, die entstehende Zeichnung wird als «Oidiumfiguren»bezeichnet und kann im Winter Aufschluss über den Vorjahresbefall geben.
Massnahmen zur Mehltau-Bekämpfung
1954
Beginn der Umstellung vom Stickel- auf Drahtbau. Dahinter steht die Erkenntnis, dass veredelte Reben eine grössere Resistenz gegenüber den «eingeschleppten amerikanischen Krankheiten» aufweisen als wurzelechte. Ab 1963 nimmt diese Umstellung richtig Fahrt auf, dies auch dank der besseren Verfügbarkeit von Unterlagen-Holz und der Erfahrung, dass Reben im Drahtbau weniger anfällig sind für Pilzkrankheiten.
1949
Im wichtigsten Rebberg von Schloss Salenegg, dem Gut vor dem Haus, wird eine Spritzanlage eingebaut. Im sogenannten Spritzenhaus wird die Bordeaux-Brühe gemischt und mittels Pumpe über nahezu zwei km Kupferrohrleitungen in den Rebberg gepumpt. Dort werden Schläuche an den gleichmässig verteilten «Zapfstellen» angehängt, damit der Rebberg effizient gespritzt werden kann. Dies ist eine grosse Arbeitserleichterung, wenigstens für einen Rebberg.
1923
Folgende Empfehlung zur Behandlung von falschem Mehltau wird abgegeben: Bei Feuchtigkeit, die nicht rasch abtrocknet, können sich Schwärmersporen des Mehltaupilzes explosionsartig und unberechenbar ausbreiten. Besonders gefährlich ist die Situation bei Temperaturen zwischen 17 und 25°C. Die Blätter sollten bei den Spritzungen richtig «abgewaschen» werden, was 150 bis 200 Liter Brühe pro Are benötigt.
1886
In Winterthur werden erste Versuche durch zweimaliges Spritzen mit Bordeaux-Brühe durchgeführt. Dies erweist sich jedoch als ungenügend. Resistente Dauersporen an abgefallenen Blättern werden als Ursache vermutet. Deshalb wird weiterhin das Einsammeln und Verbrennen der abgefallenen Blätter empfohlen.
1882
Mit der sogenannten Bordeaux-Brühe wird ein Mittel zur Vorbeugung des echten und des falschen Meltaus gefunden.
1878
In der Schweiz werden erste Versuche mit Kreuzungen von Europäer-Reben und aus Amerika importierten Reben (Producteurs
1845
Der echte Mehltau wird aus Nordamerika in die Schweiz eingeschleppt und erreicht auch bald die Bündner Herrschaft. directs oder PD genannt) durchgeführt. Diese wurden zwar sehr resistent gegen den falschen Mehltau. Weil die Qualität des aus PD-Reben gewonnenen Weines jedoch nicht den Erwartungen entsprach, wurde der gewerbsmässige Anbau von PD-Reben in Graubünden verboten.