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Des Weinbauern Klage 1876
Jeninser Mundart, Verfasser: Hermann v. Sprecher
Jez wett i doch, der Tüfel holti d' Räba,
Chai Steinechlopfer hätt e schlächters Läba —
Da cha ma wercha wie an Galliot*)
Und nüd es Engsta hätt ma früoh und spot.
Im füechte Maia goht das Gritt scho a
Und wenn an andre rüebig schlofa cha,
So sperzt mi's Wyb all Nacht schu vorem drai:
«Chlemens, gang lueg, ob's nid a Rufe hai.»
Im Brachat wie der Bluost recht sott erwarma,
Was gilt's, so regnet's gwüß zum Gott erbarma.
Es ist an alta Spruch, es hülft kei Mittel,
Denn d' Schwii göhnd z'Alp und d'Hera ufd's Kapitel.
Im Heuet hätt ma denn an andri Chlaag,
Ma fürchtet Chranket, Rost und Hagelschlag
Und g'hört ma vu da Räblüüs anderwärts,
So gitt's einm währli grad a Stich durd's Härz.
Im Augusta chönt der Brast eim fast ersticka,
Wenn d' Truube au so nid aföhnd z‘schäkka,
Ma lauft und piischt und luegt mit schwärem Härza
Und möcht vor Täubi d'Rabe grad ersperza.
Vom Wit'ra will i lieber gar nüd säga.
Thuots Wätter recht, so wär's so zum erträga,
Ist's aber laid, so ist's an armi Noth,
An armi Pustata, biwahris Gott
Ma furcht si, d' Truuba chöntendi erfrüüra.
Und d' Beeri oder de Gust und d'Gschmack verlüüra,
Sie chöntend brüoht cho, fuula oder schimmla
Und daß ma oppa gär im Schnee mueß wimmla.
Sogar im Torkel gitt's noch z'lamentiere,
Natürli sott der Wy jez recht mussiere —
Was gilt's, so ist der Wuast wie g'stocket Bluot
Und sütterlet, statt daß er suuse thuot.
Jez wünscht ma, daß der Wyher endli chämmi
Und eim die Waar gschwind abem Puckel nähmi.
Der schmatzget an der Pütti hin und her
Und macht e Gsicht as wie's nu Gallä wär.
Herr Jesses Gott, ist das a tuusigs Ranka
Und um e halbe Rappa umazanka
Bis daß der Wyher us em Torkel lauft
Und statt vu mier, vom Richter Bartli kauft.
Z'lescht chunt denn noch a Glarner endli z'chnappa,
Dem han i dua verkauft um sibzig Rappa.
Mi Mandli hat beim Torklet wacker gfressa
Und gsait, es well denn d's Zahle nit vergessa.
Jez han i chönna Briaf uf Briafa schryba
Und mit em Apfikata welle tryba,
Dua heißt's, i müeß woll noch a Wyli planga,
Mi Mandli sei um Liechtmeß z' Lumpe ganga.
So hat a jeda Tag si neuvi Liira,
Es ist jahrus, jahrii an armi Tiira,
Und meint ma z'lescht, ma chön jetz Frieda ha,
So fangt der ganz Verlitt vu vorne a.
Kurz, nüd as Engsta het ma früoh und spot
Und wercha muoß ma wie en Galliot;
Chai Stainechlopfer hat a schlächters Läba
Bigost, i wett, der Tüfel holti d' Räba.
*) Galliot, ein ziemlich großer zweirädriger, von Arbeitern gezogener Karren, zum Transportieren von Steinen oder Erde, wie solche vielfach beim Straßenbau verwendet wurden.